Immer wieder einmal ist zu hören, dass die Gebetsworte, die in der katholischen Messliturgie unmittelbar vor der Kommunion gesprochen werden, Mühe bereiten:
«Herr, ich bin nicht würdig, dass Du eingehst unter mein Dach, aber sprich nur ein Wort, so wird meine Seele gesund.»
Sind diese Worte demütigend? Ist das ihr Sinn?
Umgekehrt kann es einer menschlichen Seele durchaus passieren, dass sie einen unerwartet empfangenen Segen Gottes kaum annehmen kann, ja sich sogar dagegensetzt: «Das habe ich doch eigentlich gar nicht verdient …!»
Mit diesem Ur-Affekt im Herzen des Menschen hat auch Niklaus Wolf seine Erfahrungen gemacht. Im Zusammenhang der Krankenbesuche ist uns ein markantes Wort seinerseits überliefert:
Man entgegnete mir oft und sprach: «Ja, wenn ich würdig wäre. Aber ich bin unwürdig.»
Da antwortete ich: «Was willst du damit sagen: Ich bin unwürdig? Willst du etwa damit deine Demut zur Schau tragen?
Wer ist würdig? Kein Mensch: ich und du nicht und ein anderer nicht.
Aber JESUS CHRISTUS ist es würdig, dass Gott uns seinetwegen gnädig sei.»
Vor Gott mir selber, lieber selber – meinetwegen – «verdienen» wollen, was Er zu geben hat; oder aber von Gott «unverdient» annehmen, dass Er Gnaden austeilt, weil Er es, in seinem Ratschluss – «seinetwegen» – so will, vielleicht gerade auch für mich einfach so will:
welche Sichtweise ist mir sehr wohl vertraut?
was regt sich oft – als Erstes – im Herzen des Menschen?